"Alle Beteiligten müssen an einen Tisch"
Pater Thomas Koshy SDB leitet das Don Bosco National Forum for the Young at Risk (YAR) in Delhi. Die Childfriendly Cities sind für ihn eine Chance, Kinderrechtsverletzungen konsequent zu ahnden. In vier indischen Städten wurde das Projekt gestartet. Basis bilden die Grundrechte der UN-Kinderrechtskonvention. Im Interview erklärt der Salesianerpartner, wie das Projekt gelingen kann.
Welche Kriterien muss eine kinderfreundliche Stadt erfüllen?
In einer kinderfreundlichen Stadt herrscht eine Null-Toleranzpolitik gegenüber Gewalt, Missbrauch oder der Ausbeutung von Kindern. Die Wahrung der Kinderrechte steht ganz oben auf der Agenda. Die Kommunalpolitiker müssen sich verpflichten, Kinderarbeit abzuschaffen. Nur dann können Städte sich als kinderfreundlich bezeichnen.
Forum für Kinderrechte gegründet
In Vijayawada haben wir 1997 ein solches Projekt gestartet. Gemeinsam mit der Stadt haben wir ein Forum für Kinderrechte gegründet. Geleitet wird das Forum vom Bürgermeister von Vijayawada. Es ist ganz wichtig, dass man alle Beteiligten in diesen Prozess mit einbezieht. Es dürfen nicht nur Nichtregierungsorganisationen (NGO) aktiv werden. Wenn alle Beteiligten am Tisch sitzen, dann erhöht das den Druck. In Vijayawada war von Anfang an auch die Polizei mit dabei.
Erfolgreiche Bekämpfung von Kinderarbeit
1997 gab es in Vijayawada noch rund 7.000 Kinder unter 14 Jahren, die in der Industrie gearbeitet haben. Aktuell sind es nur noch 150. Don Bosco wurde von der Stadt beauftragt, bei der Bekämpfung von Kinderarbeit mitzuwirken. So hatten wir die Unterstützung von Polizei und Politik. Der Druck auf die Arbeitgeber war also sehr groß. Alleine hätten wir das nicht geschafft!
Wie sind sie konkret vorgegangen?
Wir haben mit den Jungen und Mädchen in ihren Mittagspausen Lesen und Schreiben geübt. Dann haben wir den Arbeitsgebern vorgeschlagen, die Kinder zur Schule zu schicken. Das konnten sie nicht ablehnen, da Kinderarbeit in Indien verboten ist. Die Kinderarbeiter gingen dann in Brückenschulen. Dort wurden sie auf die Regelschulen vorbereitet. Die Automobilindustrie hat sich schließlich offiziell verpflichtet, keine Kinderarbeiter mehr zu beschäftigen. Ein schöner Erfolg!
Was halten Sie von der Legalisierung der Kinderarbeit?
Kinderarbeit ist ein massiver Verstoß gegen das Recht eines Kindes auf Entwicklung. Die meisten Kinderarbeiter gehen nicht zur Schule, obwohl in Indien für jedes Kind unter 14 Jahren Schulpflicht besteht. Wenn Mädchen und Jungen keinen Zugang zu Bildung haben, dann können sie sich auch nicht weiterentwickeln oder Wissen aneignen. In fast jeder indischen Stadt ist Kinderarbeit ein Problem. Der Staat ist hier in der Verantwortung dafür zu sorgen, dass Kinder unter 14 Jahre die Schule besuchen. Kinderarbeit zu legalisieren, halte ich für einen absolut falschen Weg. Das ist eine Verletzung der Kinderrechte.
Oktober 2016 - Das Interview führte Kirsten Prestin
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Don Bosco ist der Name des italienischen Priesters und Seelsorgers Johannes Bosco, der sich schon vor mehr als 150 Jahren für die Jugend einsetzte. Die Jugendlichen zu Zeiten Don Boscos haben zwar unter anderen Umständen gelebt als die heutige Jugend, doch viele Probleme und Herausforderungen sind die gleichen geblieben. Auch heute noch leben viele junge Menschen am Rande der Gesellschaft. Sie haben es schwer gesellschaftlich teilzuhaben und sich eine Zukunft aufzubauen. Deswegen steht der Name Don Bosco heute für ein weltweit tätiges Netzwerk mit einem erfolgreichen und bewährten pädagogischen Ansatz, das sich für die Anliegen von Kindern und Jugendlichen einsetzt.
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