"Wir beten für den Frieden"
Im Kinderhaus der Salesianer Don Boscos in Moskau werden 40 Kinder und Jugendliche rund um die Uhr betreut. Jungen und Mädchen im Alter von sechs bis 18 Jahren. Die meisten sind Migranten und kommen aus der ehemaligen Sowjetrepublik Kirgistan. Pater Pietro Petrosian, Direktor des Kinderhauses in Moskau, berichtet von den Herausforderungen seiner Arbeit seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges.
Wie sieht der Alltag im Kinderhaus aus?
Die Kinder im Familienhaus fühlen sich sehr wohl bei uns. Wir haben jeweils vier Gruppen mit zehn Kindern. Dort werden alle eng betreut. Sie fühlen sich wie in einer Familie. Oft möchten sie gar nicht mehr nach Hause zurück. Sie fühlen sich bei uns so geborgen. Wir haben auch Psychotherapeuten, die die Jungen und Mädchen begleiten.
Kinder aller Religionen
„Die Religionszughörigkeit spielt bei uns keine Rolle, alle Religionen sind vertreten. Das hat auch die russischen Behörden überzeugt und sie schätzen unsere Arbeit sehr. Zu der Einrichtung gehört auch ein Oratorium. Hier kommen Kinder aus der Gegend zum Spielen zusammen. Zudem werden jedes Jahr Sommercamps für Hunderte Kinder und Jugendliche organisiert.
Was gibt es für Herausforderungen?
„Die russischen Behörden vermitteln bedürftige Kinder gerne an unser Haus, aber sie unterstützen uns nicht finanziell. Wir sind also auf Spenden angewiesen. Seit Gründung des Hauses vor 25 Jahren förderte uns etwa die Stiftung „Kinder brauchen ein Zuhause“. Die Stiftung der Salesianer Don Boscos hilft jungen Menschen in Osteuropa. Auch internationale Sponsoren haben uns unterstützt. Seit dem Ausbruch des Ukraine Kriegs ist es aber immer schwieriger geworden, Gelder zu akquirieren.
Folgen des Ukraine-Krieges
Viele Sponsoren/Förderer sind aus Russland ausgewandert. Manche wollen uns als russische Einrichtung auch nicht mehr unterstützen. Das wird in der Zukunft eine große Herausforderung darstellen. Hinzu kommen gestiegene Preise durch die Inflation. Wir hoffen, dass wir unsere Arbeit nicht beenden müssen.
Herausforderung Alkoholsucht
Die Alkoholsucht spielt in vielen russischen Familien eine große Rolle. Die Eltern trinken oft sehr viel. Es wurden zwei kleine Kinder zu uns gebracht, die völlig verwahrlost waren. Ihre Eltern fielen durch Alkoholmissbrauch ins Koma.
Zuflucht Familienhaus
Die Kinder waren auf sich alleine gestellt, hatten nichts zu essen und schrien und weinten vor Verzweiflung. Sie haben sogar Papier gegessen, weil sie so hungrig waren. Nachbarn haben das mitbekommen und dann die Polizei gerufen. Die Behörden brachten die beiden in unsere Einrichtung. Jetzt geht es ihnen gut, sie werden betreut und haben ein neues Zuhause bekommen. Solange die Eltern trinken, können die Kinder nicht in ihre Familie zurück.
Problem Handysucht
Ein großes Problem ist auch die Abhängigkeit der Jugendlichen vom Handy. Manche 14jährigen sind völlig abhängig von ihrem Smartphone. Sie können sich nicht mehr konzentrieren, auch im Unterricht. Wir haben zwei Psychotherapeuten, die in der Handysucht geschult sind. Wenn aber junge Menschen zwanghaft am Handy hängen und sich weigern, das zu ändern, hat man praktisch keine Chance.
Einsame Kinder
Viele Kinder werden bei einer alleinerziehenden Mutter groß. Sie sind viel allein, weil die Mutter arbeiten gehen muss. Oft kümmert sich auch die Großmutter, die aber oft auch überfordert ist. Das Handy wird dann für diese Kinder immer wichtiger und so kommt es schnell zu einer Abhängigkeit.
Was macht Ihnen Hoffnung in dieser schweren Zeit?
Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht. Ein Großteil der Bevölkerung steht hinter Putin und Russland wird nicht auf die Territorien verzichten. Wir Salesianer haben unsere Hoffnung nicht verloren und beten für den Frieden. Unser Glaube hilft uns in dieser schweren Zeit den Mut nicht zu verlieren.
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